Lange habe ich gebraucht, um mich nicht von diesem bildhaften Vergleich aus der Landwirtschaft einschüchtern zu lassen. Ja, um das Reich Gottes muss es uns Christen gehen. Ich fühle mich als Pfarrer berufen und geschickt, dieses Gottesreich zu verkündigen. Wir sind miteinander unterwegs. Auf der Strecke zwischen Anbruch und Vollendung. Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt. Der Anbruch des Reiches Gottes ist grandios. Mit pfingstlicher Geistesgabe gehen wir Schritt für Schritt dem Ziel entgegen. Die Bibel schließt mit der großartigen Verheißung unseres Herrn: „Ja, ich komme bald.“ Das ist sein letztes Wort. Die Ankündigung der Vollendung. Und wir gehen dem Auferstandenen entgegen. Weil es nur dieses eine Ziel gibt. Wie der Landwirt auf dem Acker mit seinem Pflug das eine Ziel vor Augen hat.
Was mich bei diesem Christuswort bewegt, betrifft die Tatsache des genauen Hinhörens. Dass wir uns von Dingen, Gewohnheiten und sogar von Menschen trennen müssen, zählt zum Alltag. Wir lassen ja an jedem Abend einen ganzen Tag hinter uns. Und jedes Mal zum Geburtstag erschreckt mich beim Auspusten der Kerzen auf der Torte kurz der Gedanke, dass schon wieder ein Jahr vorüber ist. Verwehte Zeit wie der Rauch der Lichter. Soll ich, gemäß des Jesuswortes, darüber einfach hinweggehen? Keine Gefühle zulassen? Das schüchterte mich ein. Ich glaube, er hat es anders gemeint. Abschiede und Trennungen brauchen Zeit und Kraft. Wir müssen sie einsammeln und bewahren, die Erfahrungen, die Freuden, die Tränen. Das ist „Rück-Sicht“ im weitesten Sinne des Wortes. Doch bei alledem geht es um das Kommende. Um die „Aus-Sicht“. Nur mit Gottvertrauen reicht sie über die Horizontlinie hinaus. Sie wird beständig angefochten. Wer weiß, was kommt? Ich weiß es nicht. Keiner weiß was darüber. Vertrauen heißt, die Hand an den Pflug legen und vorwärts gehen. Komme, was mag. Weil das Ziel lohnt. Die Begegnung mit dem Erlöser. Am Ende. Licht wird sein. Freude alles bestimmen. Und Leben niemals verlöschen.
Ein gesegnetes Wochenende und eine gute Woche wünscht Ihnen
Pfarrer Achim Gerber