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17. September 2023 - 15 Sonntag nach Trinitatis

Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.

1. Petrus 5,7

Gerade eben haben sie die Diagnose bekommen. Ihre Tochter hat einen Hirntumor. 11 Jahre alt ist sie. Sie ist doch so ein fröhliches Kind. Sie geht gerne zur Schule und noch lieber zum Volleyball. Sie hat beste Freundinnen, eine verschworene Clique. Sie schauen gerne „Germany‘s best model“ im Fernsehen und machen auch schon mal erste Schminkversuche. Ihre geheimsten Gedanken vertraut sie ihrem Tagebuch an. Manchmal auch ihrer besten Freundin. Das Leben ist schön, meistens jedenfalls. Wenn nur nicht diese heftigen Kopfschmerzattacken wären! Arztbesuch. Die Diagnose! Es kann doch nicht sein, dass jetzt so eine bösartige Krankheit in dieses junge Leben einbricht! Die Eltern verzweifeln. Das Mädchen weint und versteht nicht, was da plötzlich in ihrem Leben passiert. Wie soll ein Kind verstehen, was Sterben bedeutet? Vielleicht stimmt die Diagnose nicht! Eine rastlose Suche nach alternativen Antworten beginnt. Aber der Tumor ist da. Der freundliche Arzt erklärt alles geduldig. Es gibt eine Hoffnung. Vielleicht ist er operabel, und die Tochter kann geheilt werden. Die Eltern, Geschwister, Großeltern, Freundinnen und Freunde, alle, die dieses Mädchen kennen und lieben, durchleben ein Wechselbad von Trauer, Verzweiflung und Hoffnung. Halten sich an den bekannten Strohhalm, aber er ist eben nur aus Stroh und sehr zerbrechlich. „Alle eure Sorge werft auf ihn.“ Wohin? Auf ihn. Das ist kein Strohhalm. Es ist ein Rettungsanker, nicht in dem Sinne, dass jetzt alles gut wäre. Die Sorgen bleiben, die Hoffnung auch, aber wir sind nicht allein damit. Wir können unsere Ängste Gott anvertrauen. Ich kann sie auf Gott werfen. Darin steckt noch viel Verzweiflung. Wegwerfen! Loswerden! Loslassen! Es kostet Überwindung, ganz sicher sogar, die Ängste, die Sorgen loszulassen. Ich sehe mich auf dem Sprungbrett und möchte hineinspringen in den dunklen See. Ich traue mich nicht. Es ist so hoch. Und dann nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und springe. Ich tauche wieder auf. Gleich noch einmal. So kann es sein, meine Sorgen auf Gott werfen. Noch einmal und immer wieder. Er trägt sie mit.

Ein gesegnetes Wochenende und eine gute Woche wünscht Ihnen

Pfarrer Achim Gerber